Interview mit Frau Klenota zu Fridays for Future

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Wie könnte das Spohn noch klima-und umweltfreundlicher werden?
Indem jeder einzelne Schüler und auch Lehrer noch umweltfreundlicher handelt. Für mich fängt das im Kleinen an: z.B.: Der bewusste Verzicht auf unnötige Verpackungen aus Plastik und bei der Vermeidung von Müll. So oft wie möglich öffentliche Verkehrsmittel benutzen.

Wenn Sie noch Schüler wären, würden Sie auf die Demo gehen? 
Ja!  

Wie setzen sich Ihre Kollegen für die Umwelt ein und gibt es einen Lehrer, der mit besonderem Beispiel vorausgeht?
Z. B. werden im Spohn seit vielen Jahren die Patronen von Druckern und Kopierern professionell entsorgt und recycelt. Wir trinken seit Jahren Kaffee aus dem fairen Handel. Ich denke, dass wir in unserem Kollegium eine große Offenheit für das Thema Umwelt haben. Jeder einzelne leistet seinen Beitrag dazu.

Empfinden Sie den Klimawandel als Bedrohung für die nächste Generation?
Die wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema belegen das. Darum unterstützen ja auch Wissenschaftler und Professoren aus verschiedenen Fachgebieten die Bewegung. „Fridays for future“ . Ich persönlich sehe viele Entwicklungen auf unserer Erde als Bedrohung für die Zukunft an; nicht nur den Klimawandel. Hierzu gehören vor allem auch das atomare Wettrüsten und die Ausweitung der Kosten für Waffen und Aufrüstung weltweit. Die genannten Punkte stellen eine große Bedrohung für den Frieden in der Welt dar. 

Was tun Sie persönlich, um das Klima/ die Umwelt zu schützen?
Mein Mann und ich haben seit Jahrzehnten nur ein Auto. Bei unseren vielen beruflichen Terminen ist es manchmal schwierig, dies zu koordinieren; aber es geht. Ich bin erst ein einziges Mal in meinem Leben mit dem Flugzeug geflogen. Wir ziehen es vor, im Urlaub in der Region zu bleiben und genießen es, in einer der schönsten Kulturlandschaften Europas zu leben. Zu Hause achte ich sehr auf die Vermeidung von Müll, und ich kaufe ganz bewusst regionale Produkte; meistens in Bioqualität. Wir müssen – was die Ernährung angeht – zurück zu einer größeren Wertschätzung der Lebensmittel. Vor allem müssen wir auch die Menschen unterstützen, die diese für uns produzieren: Regionale Betriebe, Biobauern und artgerechte Tierhaltung.

Wie stehen Sie SchülerInnen gegenüber, die als Konsequenz aus den Fakten bei Demonstrationen teilnehmne?
Ich finde es sehr positiv und ermutigend zu sehen, dass da eine junge Generation heranwächst, die sich für die Zukunft unserer Erde interessiert und dies in politischen Aktionen umsetzt.

Glauben Sie, dass eine Demonstration außerhalb der Unterrichtszeit die gleiche mediale Aufmerksamkeit wie Fridays for future Demonstrationen auf sich gezogen hätte?
Das ist schwer zu sagen und einzuschätzen. Inhaltliche Diskussionen kann ich nicht auf einen bestimmten Termin fixieren. Die Aufmerksamkeit zur Unterrichtszeit ist und war sehr groß. Eine inhaltliche Diskussion zu diesem wichtigen Thema müsste allerdings genauso z.B. am Freitag nachmittags möglich sein. Andererseits möchte ich aber auch allen zur Gelassenheit raten: Es nimmt das deutsche Bildungssystem keinen Schaden, wenn Schüler für unsere Zukunft auf die Straße gehen. Selbst unser Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat diese Bewegung schon gelobt. Leider wird oft zu wenig gesehen, dass im ganz normalen Alltag sehr viel Unterricht ausfällt. Wir bräuchten dringend mehr Lehrer, um die vielen Fehlzeiten auszugleichen. So lange da nichts geschieht, finde ich die Debatte um den Schülerstreik ein bisschen halbherzig und einseitig. Bisher war der Unterrichtsausfall am Spohn wegen der Schülerstreiks sehr überschaubar.

Warum gehen hauptsächlich junge Leute auf die Straße, um für etwas zu demonstrieren, das uns alle betrifft?
Ich glaube, dass die Wahrnehmung täuscht, weil momentan die mediale Aufmerksamkeit sehr groß ist. Seit Jahrzehnten gibt es die sog. Ostermärsche; so auch in diesem Jahr. Sie sind aus der Friedensbewegung der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hervorgegangen. Es geht der Friedensbewegung um Bemühungen des Abrüstens und um den Frieden weltweit. Diese Bewegung gibt es seit fast 40 Jahren. Wenn die Klimaaktivisten den gleichen langen Atem haben, dann dürfen sie sehr stolz sein (das wäre ca. 2060). 

Was sagen Sie dazu, dass viele Schüler das Gefühl haben, sie werden von der Generation der Eltern und Lehrer im Stich gelassen. Könnte das daran liegen, dass viele Erwachsene Aktionen für die Umwelt als wirkungslos ansehen?
Das sehe ich anders: Es gibt viel Lob und Unterstützung für die Aktion. Wie oben schon er wähnt, hat unser Bundespräsident die Aktion schon sehr gelobt. Regional schließen sich Eltern den Protesten an (parents for future). Die Bewegung erzielt weltweit eine große Aufmerksamkeit. Ich glaube nicht, dass die Proteste wirkungslos sind. Ein Zeichen ist aktuell z.B., dass die Stadt Konstanz den sog. Klimanotstand ausgerufen hat. Es berechtigt die Stadt dazu, in Sachen Klimaschutz wichtige Maßnahmen zu ergreifen. Die Schüler der Aktion „Fridays for future“ haben sich mit diesem Thema etwas vorgenommen, das nur langfristig von Erfolg getragen sein kann. In dieser schnelllebigen digitalen Zeit, in der alles gleichzeitig geschehen muss, verlangt dies von der jungen Generation ein unendliches Maß an Geduld. Hinzu kommt, dass sichtbare Erfolge im Klimawandel auch erst langfristige Wirkung zeigen werden. Wir sind es in unserer Zeit kaum noch gewohnt, in langfristigen Kategorien zu denken. Das Prinzip der Nachhaltigkeit meint aber genau dies. Die Aktion ist keineswegs wirkungslos! Sie braucht nur einen sehr langen Atem!

Gibt es noch etwas, das Sie den Schülern als Ratschlag mitgeben möchten?
Bleibt so wie ihr seid: Mutig und entschlossen, klar in der Sache und vorausdenkend, empathisch und voller Wertschätzung für die EINE WELT.
Wir haben nur diesen einen bewohnbaren Planeten!

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